Existenzberechtigung
Kommentiert von Klaudia Naceur
Das KOMM-Haus ist eine Grünauer Kultur- und Freizeiteinrichtung. So steht es auf der Online-Präsentation der Stadt und gleich im Anschluss ist zu erfahren, welch enorme Bandbreite von Veranstaltungen in diesem Treff angeboten werden.
Kinder fühlen sich ebenso wohl wie Senioren - das Haus sei ein Ort der Kommunikation und so weiter und so fort. Dafür gibt es auch einen zusammenfassenden Begriff: Soziokulturell. Dass das KOMM-Haus genauso charakterisiert wird, hat bislang Niemand in Zweifel gezogen. Mit der Evaluierung des Nutzungskonzeptes steht nun aber eben jener Begriff auf dem Prüfstand.
Nach Ansicht des Kulturamtes gehören soziale Angebote wie Schuldner- und Arbeitslosenberatung oder eine temporäre Kleiderkammer nicht zum Aufgabenbereich eines Kulturzentrums. Wenn es sich darauf beschränken würde, wäre die Kritik der Verwaltung wahrscheinlich sogar berechtigt und eine Prüfung der Stellenfinanzierung durch andere Ämter auch. Aber das KOMM-Haus ist mehr. Es funktioniert in und wegen seiner Vielfalt.
Zugegeben: Wer sich nach Hochkultur sehnt, ist in der Selliner Straße falsch. Dennoch haben die Organisatoren des Hauses immer wieder innovative und kreative Veranstaltungen in den sonst so geschmähten Stadtteil geholt. Die vielbeschworenen Impulse von Außen, welche andernorts teuer herbei gefördert werden müssen, pulsierten in aller Regel im KOMM-Haus oder beim Schönauer Parkfest. Letzteres wird beinah ausschließlich vom WK 8 aus dirigiert.
Für so eine Leistung gibt es vom Vorgesetzten auch ein Prädikat: »bessere Hausmeisterdienste«
. Kein Witz. So bezeichnet die Amtschefin die Tätigkeit ihrer Mitarbeiter vor Ort. Na den
Hausmeister, der ein Fest für 15.000 Menschen auf die Beine stellt, muss sie mir bei Gelegenheit mal zeigen. Doch ich schweife ab. Kritik beim gegenwärtigen Nutzungskonzept gibt es nicht nur am sozialen
Anstrich, sondern auch an der Vielzahl von »Fremdeinmietungen«
. Vereine, Initiativen, Parteien, Privatpersonen...
Alle treffen sich im Freizeittreff. Ich bin verwirrt: Ist er nicht genau dafür da? Oder andersrum gefragt: Für welche Zielgruppen soll das Haus denn sonst offen sein? Muss seine Existenz mit Novellierung der momentanen Nutzung nicht generell in Frage gestellt werden? Oder wieder andersrum: Ist ein volles Haus nicht Berechtigung genug?
Klaudia Naceur